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Erfahrungsberichte

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Erfahrungsbericht von E.-M. S., geb. 1930

Bei mir wurde 1978, im 48. Lebensjahr, eine Magnesiummangeltetanie mit gleichzeitigem Kaliummangel festgestellt (Prof. Fehlinger). In mehreren Kliniken, auch mit Auslaß-versuchen, wurde dieses Krankheitsbild bestätigt.

Nach meiner Erinnerung leide ich seit meiner Kindheit an dieser Krankheit: Ich hatte oft infektiöse Erkrankungen. Mein Gehör war oft weg. Ab dem 8. Lebensjahr erlahmten und verkrampften mir beim Sport Arme und Beine, hauptsächlich beim Schwimmen, so daß ich 2x untergegangen bin. Ich hatte auch Herzbeschwerden und Verkrampfungen beim Schlucken und Sprechen. Die Stimmbänder verkrampften sich bei längerem und anstrengendem Sprechen. Viele Ärzte haben jedoch nichts festgestellt. Allergische Erscheinungen wurden als Psoriasis, Mücken- oder Flohstiche gedeutet oder als nervös abgetan, obwohl der Hautauschlag großflächig war. Ich bekam daraufhin 12 Jahre lang Dexamethason, bis sich ein Morbus Cushing einstellte. In den Folgejahren (Jahrzehnten!) nahmen die Verkrampfungen, Herzbeschwerden, Bauchkrämpfe, der schnelle Leistungsabfall u.a. beim Sport und Tanzen zu; Diagnosen: Vegetative Dystonie, Lebenskrisen oder sehr diffuse Erläuterungen über angebliche Problembewältigungen. Als die Wechseljahre begannen, nahm das Krankheitsbild zu, aber es wurde immer noch nicht erkannt. Ich erhielt die Antibabypille, die natürlich nicht half. Die Laborwerte waren im Normbereich. Ab 1977 bekam ich täglich Verkrampfungen, z.T. nur im Gesicht, Bauchkrämpfe, die Beine wurden steif oder die Hände zeigten Pfötchenstellung.

Dann ab 1978 wurde oft der ganze Körper steif. Die Hände zeigten Pfötchenstellung bis zweimal am Tag. Mein Verstand war da, meine Augen klar, ich konnte aber nicht sprechen. Aufgrund der nun diagnostizierten Tetanie bekam ich jeden Tag Calcium gespritzt. Doch man brachte mich kaum aus der Tetanie, obwohl ich bei namhaften Professoren in der Charite war. Ich bin nie krank geschrieben worden, arbeitete als MTA in der 1. Med. Klinik. Nach einem tetanischen Anfall schrie ich die Ärzte an und bezichtigte sie der unterlassenen Hilfeleistung. Daraufhin bemühten sie sich um mich und ich kam zu Prof. Fehlinger, der die Diagnose eines Magnesium-Kalium-Mangels sofort stellte und eine Hyperventilationstetanie ausschloß. Nach Einnahme von Magnesium und Kalium setzte eine sofortige Besserung ein. Es wurde auch erkannt, daß meine Allergie im Zusammenhang mit dieser Grunderkrankung zu sehen ist. Wenn ich nicht genügend Magnesium und Kalium pro Tag und Nacht einnehme, bekomme ich in sehr kurzer Zeit alle Krankheitsmerkmale des Magnesium-Kalium-Mangels wieder (ca. 35 Beschwerden), insbesondere: totaler kurzzeitiger Hörverlust, Zwerchfellkrampf, plötzliches Drehen beim Gehen um 180°, Speisröhrenkrämpfe und sog. elektrische Schläge im Mund.

Seit dem 60. Lebensjahr haben die Angina-pectoris-Anfälle zugenommen. Nach einer Herzkathederuntersuchung kam man zur Ansicht, daß die Verkrampfungen der Coronar-gefäße im Rahmen der Grunderkrankung zu sehen sind; auch die Hypertonie. 1998 wurde ich im Virchow-Klinikum noch einmal vollständig untersucht: keine organischen Erkrankungen - nur Verdacht auf einen renalen tubulären Defekt (Gitelman-Syndrom?). Vom dortigen Oberarzt erhielt ich keine Auskunft, was ich bei Speiseröhrenkrampf, Zwerchfellkrampf, brennenden Beinen und "Beinversagen" tun könnte oder welche Hilfe ich bekommen könnte. Ein Nichthinhören oder abfällige Bemerkungen waren alles.

Mein Hausarzt hat sich nach Jahren mit dieser Problematik vertraut gemacht und erkennt meine Beschwerden an. Mein Kardiologe hat immer noch Schwierigkeiten diese Erkrankung voll zu akzeptieren und ist erstaunt, daß mir keine Herzmedikamente helfen: nur Magnesium und Kalium in hohen Dosen!

Noch zu erwähnen ist: Als ich 1978, nach 40 Jahren, mit meiner damals 70-jährigen Mutter wieder zusammentraf, berichtete sie mir, daß sie zweimal fast ein volles Jahr gelähmt im Bett gelegen hat (von Pflegepersonen bestätigt). Ich veranlaßte daraufhin, daß Prof. Fehlinger sie untersuchte. Er stellte auch einen Magnesium-Kalium-Mangel fest. Demnach hatte sie damals jeweils einen tetanischen Anfall (Status tetanicus). Die Mutter meiner Mutter hat im mittleren Lebensalter (etwa im Jahr 1916) mit "verdrehten Händen" in einem Krankenhaus gelegen und wurde auf Rheuma behandelt.

Anraten kann ich meinen Mitmenschen, daß bei Beschwerden, z.B. Leistungsschwäche, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden, Muskelverkrampfungen, Angina-pectoris-Symptomen, wo nach eingehender Diagnostik keine befriedigenden Befunde gestellt werden, immer auch an eine Mineralstoffwechselstörung gedacht werden muß; auch wenn die Laborbefunde keinen Anhalt geben. Auch bei Kindern, deren zweite Zähne gezackte Flächen aufweisen, oder bei generalisierten Allergien ist an einen kombinierten oder isolierten Magnesium- oder Kalium-Mangel zu denken. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man bei Ärzten erwähnt, daß man Mitglied einer Selbsthilfegruppe "Mineralimbalancen" ist, man eine kleine Rückendeckung hat. Vielleicht könnte man über das Internet Ärzte herausfinden, die über unser Krankheitsbild besser informiert sind.

E.-M. S., Februar 2000